Die Ott-Casts Erklehrvideos®

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15 Punkte für ein etwas stressiges, aber cooles Format

Der Countdown läuft…

Die fachpraktische Anleitung (fpA) soll den Schülern der elften Klasse der Fachoberschule Einblick in die berufliche Praxis geben. Dazu holen wir regelmäßig Praktiker in die Schule oder fahren zu Werksführungen, um dann die betriebliche Wirklichkeit mit der oft künstlichen Schulrealität vergleichen zu können. Im vergangenen Jahr zeigte eine Studie, dass ca. ein Viertel aller Auszubildenden ihre Ausbildung abbrechen. Die Ursachen dafür reichen von schlechter Bezahlung über Unzufriedenheit mit der Ausbildungsqualität bis hin zu falschen Vorstellungen über den Ausbildungsberuf. Schon vor Jahren legte uns die Beratungslehrkraft unserer Schule ans Herz, die Schüler bei der Studien- und Berufswahl zu unterstützen, indem wir ihnen in den Anleitungen Möglichkeiten an die Hand geben, mit denen sie ihre Stärken und Interessen herausfinden und sie sich über die dazu passenden Studiengänge und Ausbildungsberufe informieren können.

Aus diesen Gründen hatte ich auch in diesem Schuljahr beschlossen, eine der fachpraktischen Anleitungen der W11d ihrer beruflichen Zukunft zu widmen: die Schüler sollten zu einem Ausbildungsberuf oder Studiengang ihrer Wahl recherchieren und dabei folgende Fragestellungen berücksichtigen: formale und persönliche Voraussetzungen, Ausbildungs- bzw. Studiendauer, Ausbildungsvergütung und Einstiegsgehalt, Aufgabengebiete und Einsatzbereiche sowie Zukunftsaussichten. Die gefundenen Informationen hielten die Schüler zunächst in einem Word-Dokument fest.

Anschließend sollten die Schüler zu ihren Berufen/Studiengängen Präsentationen erstellen, die sie dann, noch am selben Vormittag halten sollten. Um dem oft zitierten „Tod durch PowerPoint“ zu entkommen, stellte ich das aus dem Japanischen stammende Konzept Pecha Kucha vor: Bei dieser Vortragstechnik darf jeder Referent maximal 20 Folien (Bilder) einsetzen, die jeweils 20 Sekunden eingeblendet werden. Somit ist die Gesamtzeit von maximal 6:40 Minuten garantiert. (Pecha Kucha wird seit Jahren auch in Museen eingesetzt; zahlreiche Städte veranstalten regelmäßig Pecha-Kucha-Nächte).

In unserer fachpraktischen Anleitung schränkte ich weiter ein: Jeder Schüler darf maximal sechs Folien jeweils 30 Sekunden besprechen. Somit hat jeder Schüler maximal 3 Minuten Zeit, um die Mitschüler von seinem Ausbildungsberuf/Studiengang zu überzeugen. 14 Schüler sind damit in etwas mehr ale einer Stunde durch (plus jeweils ca. 1 Minute für den Wechsel des Referenten und der Präsentation).

Die Schüler hatten bei der Erstellung ihrer Präsentation also zu überlegen, welche Informationen sie unbedingt vermitteln wollten und hatten dann auch dafür Sorge zu tragen, dass sie jede Folie in maximal 30 Sekunden durchbekommen. Diese Pflicht zur Reduktion zwang sie, die Essenz herauszufiltern. Anders als im „echten“ Pecha Kucha waren hier jedoch Texte auf den Folien erlaubt. Nachdem die Präsentationen (ohne Animationen!) fertig waren, studierten die Schüler ihre Vorträge ein um abzuschätzen, wie sie mit dem Timing der einzelnen Folien klarkommen. Dazu fotografierten die Schüler die Folien vom Bildschirm ab und gingen mit ihren Smartphones in den Pausenhof, um dort ungestört proben zu können.

Dann begann der Pecha-Kucha-Vormittag: Jeder Schüler wurde über 13 andere Studiengänge und Ausbildungsberufe informiert. Wer seinen Vortrag gehalten hatte, steuerte am Lehrerrechner die Präsentation seines Nachfolgers, indem er alle 30 Sekunden zur nächsten Folie weitersprang – unabhängig davon, ob sie schon fertig besprochen war. In mehreren Fällen hätte man gerne mehr über das Thema erfahren, doch nach exakt 3 Minuten wurde der Vortragende durch den für ihn selbst nicht sichtbaren Timer unterbrochen.

Mein Fazit: Die Schüler haben allesamt sehr gut mitgearbeitet. Sie haben sich innerhalb von ca. 30 Minuten sehr gut in ihr Thema eingearbeitet und dann die wesentlichen Informationen auf den sechs Folien prägnant zusammengefasst. Die meisten Schüler hatten durch die wiederholten Probeläufe ein so gutes Zeitgefühl entwickelt, bzw. die Inhalte soweit reduziert oder ausgebaut, dass sie ziemlich genau auf die 3 Minuten kamen (es gab auch ein paar sekundengenaue Punktlandungen!). Für mich war es ein sehr beeindruckender Vormittag, da sich die Schüler bei der Erstellung ihren Präsentationen und den Vorträgen richtig Mühe gegeben hatten – und das ganz ohne Benotung der Ergebnisse.

Im Anschluss an den letzten Vortrag habe ich die Schüler um ihr Feedback zu diesem Vormittag gebeten: Mögliche Inhalte: Wie fanden Sie diesen Vormittag? Fiel es Ihnen leicht, sich in Ihren Beruf/Studiengang einzuarbeiten? Wie finden Sie die Vortragstechnik Pecha Kucha? Bereiteten die Zeitvorgaben (6 * 30 Sekunden) Ihnen Stress? Die Schüler schrieben ihr Feedback auf DINA4-Papier, das sie anschließend zu Papierfliegern gefaltet nach vorne Richtung Lehrerpult warfen. Die angekommenen Flieger wurden von mir aufgeklappt und (unzensiert) vorgelesen. Die Rückmeldung durch die Schüler freute mich, denn sie fiel überwiegend positiv aus und zeigte, dass auch die Schüler diesen Vormittag gewinnbringend empfanden.

Hier ein paar Zitate: „Man hat kaum aufgepasst, da man immer geschaut hat, ob er/sie es schafft, innerhalb der 30 Sekunden zu bleiben. Trotzdem war es lustig und abwechslungsreich.“ „Vortrag war nicht stressig, doch die Vorbereitungszeit war etwas kurz.“ „Kurze und knappe Informationen – also nur das Wichtigste – das ist gut!“ „Gut war, dass man sich den Studiengang selbst aussuchen konnte.“ „Spannend, da wir so etwas noch nie gemacht haben! Ich mag aber eher umfangreichere Recherchen und Informationen.“ „Toll, viele Informationen in kurzer Zeit.“ „Über die Ausbildungsberufe konnte man kaum was mitnehmen.“ „Nicht mein Ding … trotzdem lustige Art zu präsentieren.“ „Vortrag war stressig, aber eine gute Übung zur Zeiteinteilung.“ „Lustig, es hat Spaß gemacht. Der Vormittag ist schnell vergangen.“ „Gutes Format, schnelle und bündige Übersicht über viele Berufe. Trotzdem war ich etwas nervös, aber im Nachhinein sehr zu empfehlen!“ „Es war stressig, aber definitiv machbar und ist für weitere Klassen zu empfehlen.“ „Schwierig war, die richtige Menge an Inhalt pro Folie zu finden. Es hat trotzdem viel Spaß gemacht. Ich gebe 15 Punkte!“