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Strandgedanken

Der Urlaub ist für viele Menschen die Zeit, um vom (Arbeits-)Alltag abzuschalten, neue Eindrücke zu sammeln und das Leben zu genießen. So auch für mich. Jedoch lässt mich mein Hauptfach, die Wirtschaft, nie ganz los. Denn: Wirtschaft, so sagt man, ist auch Psychologie: Sie geschehen immer und überall. Dazu ein paar Gedanken…

Leben mit Begrenzungen: Kofferpacken

Was darf/soll/muss in den Reisekoffer? Das ist ganz eindeutig eine subjektive Nutzenabwägung. Wer gerne liest, wird bestimmt mehr Bücher einpacken als ein Nicht-Leser. Wer im Urlaub jeden Abend fein gekleidet auf der Uferpromenade flanieren möchte, wird mehr Kleidungsstücke einpacken als der Urlauber, dem drei T-Shirts für eine Woche ausreichen.

Der Platz im Reisekoffer ist begrenzt und er darf bei Reise im Flugzeug auch nicht mehr als aktuell 23 Kilogramm wiegen. Es gilt also, mit begrenzten Mitteln (Stauraum, zulässiges Höchstgewicht), den Koffer so zu packen, dass sein Inhalt im Urlaub einen maximalen Nutzen stiften wird.
Mit begrenzten Mitteln einen maximalen Nutzen (Erfolg) erzielen, das ist das Maximalprinzip als eines der beiden Ausprägungsformen des ökonomischen Prinzips.

Heute schon wieder an den Strand??? Das 1. Gossensche Gesetz

Bei erstbester Gelegenheit (z.B. noch am Tag der Anreise) besucht ihr den Strand, ihr wolltet ja vor allem Badeurlaub machen. Am ersten Tag sagt ihr also: „Wir müssen an den Strand.“ Am zweiten Tag, Euer Strandbedürfnis wurde durch den Strandbesuch des ersten Tages schon etwas befriedigt, fragt ihr: „Können wir heute wieder an der Strand gehen?“ Am dritten Tag fragt ihr euch: „Sollen wir heute wieder an den Strand gehen?“ und am vierten Tag lautet die Frage schon: „Müssen wir heute wirklich an den Strand gehen????“

Das erste Gossensche Gesetz lautet: „Der Grenznutzen des konsumierten Gutes sinkt mit zunehmender Sättigung.“ Einfach erklärt: Der Grenznutzen ist der Nutzen, die die jeweils zuletzt konsumierte Einheit des Gutes gestiftet hat.

Im Beispiel: Der Strandbesuch des ersten Tages stiftete einen Nutzen von sagen wir 10 „Nutzeneinheiten“. Dadurch wurde das Strandbedürfnis bereits zu einem gewissen Teil befriedigt. Der Strandbesuch des zweiten Tages stiftete vielleicht noch einen Nutzen von 8 Nutzeneinheiten, der dritte Strandbesuch vielleicht noch von 5 Nutzeneinheiten. Nach mehreren Tagen Urlaub ist das Bedürfnis nach Strand dann wohl völlig zum Erliegen gekommen, man ist bereit für eine Stadtbesichtigung oder will sogar ganz abreisen. Aber keine Sorge: das Strandbedürfnis baut sich wieder auf.  Im nächsten Jahr (oder früher!) will man wieder an den Strand! Viele jedenfalls.

Diese Darstellung ist nur beispielhaft und subjektiv. Natürlich gibt es Menschen, die zwei Wochen Strandurlaub machen können, ohne eine Senkung des Grenznutzens erfahren zu müssen. Es sei ihnen gegönnt.

Wann ist der Koffer optimal gepackt? Das 2. Gossensche Gesetz

Der in einem Koffer zur Verfügung stehende Raum und auch das im Flugzeug zulässige Gewicht sind begrenzt. Bei all der Menge an Gegenständen, die mit auf die Reise müssen (Hosen, T-Shirts, Hemden, Schuhe, Socken, Bücher, Standtuch …) kann man es sich nicht vorstellen, dass es einen optimal gepackten Koffer gibt. Wobei das Optimum stets subjektiv ist und der Nutzen eines Gegenstandes natürlich nicht „richtig“ gemessen werden kann.

Aber: Herr Gossen hat auch für dieses Kofferproblem eine Lösung.

Das zweite Gossensche Gesetz lautet: Das Maximum an Bedürfnisbefriedigung ist erreicht, wenn die Grenznutzen der zuletzt beschafften (gepackten) Mengeneinheiten der Güter gleich sind.

„Da wir nicht unsere ganze Habe mitnehmen können, überlegen wir zunächst, welche Dinge wir am dringendsten brauchen (Auswahl); zugleich aber wägen wir ein Mehr an Hemden gegen ein Weniger an Schuhen, ein Mehr an Büchern gegen ein Weniger an Anzügen so gegeneinander ab, dass alles in einem vernünftigen Verhältnis zueinander steht (Begrenzung). Es klingt ein wenig komisch, aber es ist tatsächlich so, dass der Koffer dann ideal gepackt ist, wenn das Niveau des Grenznutzens für die Anzüge, Hemden, Socken, Taschentücher, Schuhe und Bücher gleich hoch ist und höher als der Nutzen der zurückgelassenen Gegenstände ist.“

Also: Der Koffer ist dann optimal gepackt, wenn Du sagen kannst: „Egal, was jetzt noch kommt in den Koffer rein, es kann nicht besser sein!“

Was hier für das Kofferpacken beschrieben wurde, gilt auch für den Kauf und den Konsum unterschiedlichster Güter. Das zur Verfügung stehende Einkommen (die Konsumsumme) ist begrenzt. Wofür soll man sein Geld ausgeben: Kinoticket, Schuhe, Bücher? All diese Güter stiften (abnehmende Grenz-)Nutzen. Wie oben zitiert: Die Konsumsumme ist dann optimal verwendet. „wenn das Niveau des Grenznutzens für die Anzüge, Hemden, Socken, Taschentücher, Schuhe und Bücher gleich hoch ist und höher als der Nutzen der zurückgelassenen Gegenstände ist.“

Der freie Platz am Strand - und warum man keinen Gebrauchtwagen kaufen sollte.

Kaum am Urlaubsort angekommen, begebt Ihr Euch an den Strand. Ihr seht schon von Weitem, dass er ziemlich voll, gar überfüllt ist (siehe Foto). Doch halt. Da ist doch noch ein schönes Plätzchen frei. Juchhe, denkt Ihr Euch, da ist wohl eine größere Gruppe Badegäste gerade gegangen und das schöne Stück Strand ist noch nicht neu vergeben. Ihr kamt also gerade recht – denkt Ihr Euch.

Und das denkt auch die Mehrheit der Teilnehmer an meiner kleinen Umfrage auf Instagram („An einem vollen Strand. Diese freie Stelle: wie für uns geschaffen? Ja/Nein“):

Okay, auch wir dachten, dass wir die Glückskinder seien, dass wir nun einen tollen Platz am Strand einnehmen könnten. Wir haben uns gefreut. Doch nicht lange. Denn das freie Stück hat sich als ungeeigneter Liegebereich herausgestellt: Unter eine nur wenige Zentimeter dünnen Sandschicht lagen Felsen, zwar flach, aber ungeeignet zum Aufstellen eines Sonnenschirms und zum bloßen Hinlegen halt auch zu hart.

Das sah man ein paar Tage später ganz deutlich, also ein Sturm hohe Wellen bis weit an den Strand trieb; so wurde die Sandschicht auf den Felsen fortgespült.

Dann war uns also klar, warum dieser Platz freigeblieben war. Es war also nicht so, dass das Plätzchen nur auf uns gewartet hätte. Das war lediglich unser Gedanke, unsere Annahme gewesen.

Also suchten wir uns ein anderes Stück Strand. In den folgenden Stunden und auch Tagen konnten wir beobachten, wie andere Badegäste auch freudig das freie Stück Strand belegen wollten – und dann ebenfalls enttäuscht abzogen, nachdem sie erkannt hatten, dass es unbewohnbar war. Es waren immer nur die neuen Urlauber, die den Strand somit noch nicht kannten, nicht kennen konnten, die der Hoffnung/Illusion aufsaßen, dass der freie Strand nur auf sie gewartet hätte.

Worin besteht jetzt der wirtschaftliche Aspekt?

Ganz einfach. Es geht um Marktübersicht, auch Markttransparenz genannt. Um das, was man über den Markt, die angebotenen Güter, ihre Preise und Qualitäten weiß. Wer den Strand kennt, der weiß, dass er sich an diesen Teil des Strands nicht legen kann. Die neuen Urlauber sind die Unwissenden, die sich aber für besonders schlau (oder glücklich) halten; denken, dass sie etwas wissen, das die anderen Standbesucher nicht wissen. Oder halt nur Glück haben.

Provokant gefragt: Denkt Ihr wirklich, dass die anderen Strandbesucher, die am vollen Strand eng zusammen liegen müssen, den vermeintlich gerade frei gewordenen Teil des Strands nicht sofort einnehmen würden, wenn er „bewohnbar“ wäre? Glaubst Du wirklich, dass Du besonders schlau bist, etwas weißt, was die anderen nicht wissen, oder dass das Strandschicksal es gerade mit Dir besonders gut meint?

Stell Dir vor, Du findest im Internet einen gebrauchten Pkw, der Dir wie ein Schnäppchen erscheint. Sollst oder willst Du kaufen, diese einmalige Chance nutzen? Schau Dir den Wagen genau an, mache eine Probefahrt. Aber: Wenn der Pkw wirklich ein Schnäppchen wäre, dann wäre er doch schon längst verkauft (so wie der vermeintlich tolle Strandabschnitt schon lämgst belegt wäre). Da der Pkw noch nicht verkauft wurde, muss es (wohl) einen Grund dafür geben, den Du halt noch nicht kennst (so wie Du also neuer Strandbesucher ja noch nicht wusstest, dass der Strandabschnitt ungeeignet ist!). Also: All die potenziellen Interessenten haben das Auto nicht gekauft, weil es wohl doch kein Schnäppchen ist. Oder denkst Du wirklich, dass Du schlauer bist als die anderen?!

„Rein logisch betrachtet kann es gar nicht sein, dass man einen guten Gebrauchten zu einem Preis bekommt, der unter dessen Wert liegt … Zuerst weiß ich, dass ich nichts weiß – ich kann überhaupt nicht abschätzen, wie gut der Wagen wirklich ist … Das weiß nur der Verkäufer, und der wiederum weiß, dass ich es nicht weiß. Also ist die Versuchung für ihn groß, meine Unkenntnis auszunutzen und mir seinen Wagen zu einem völlig überteuerten Preis anzudrehen. Das wiederum weiß ich auch: Mir ist klar, dass der Verkäufer mehr für seinen Wagen verlangen wird, als er wert ist, weil er darauf vertrauen kann, dass ich den wahren Wert des Wagens nicht einschätzen kann. Aber da ich das weiß, werde ich nicht bereit sein, seinen Preis zu zahlen, ich werde ihm also immer weniger bieten, als er verlangt.“

Fazit: Es gibt keine Schnäppchen! Zumindest nicht für längere Zeit. Wären die Güter (z. B. Autos, Gemälde, Immobilien) wirklich preiswert, also ihren Preis wert, so wären sie bestimmt schon längst verkauft.

Aber gibt es dann einen „fairen“ Preis? Antwort mit vier Buchstaben: NEIN!

Yachten - kaufen oder mieten?

Einer der Yachthäfen in Porto Cervo an der Costa Smeralda auf Sardinien: Tolle Yachten! Für eine davon haben wir als Durchschnittpreis ca. 40 Millionen Euro recherchiert. Aber was sehen wir? Die Yachten liegen alle im Hafen. Fast kein Liegeplatz ist leer. Wenn man annimmt, dass jeder Liegeplatz nur einmal vermietet ist, folgt daraus, dass kein Eigentümer der Yachten momentan auf dem Meer unterwegs ist. Und ich kann mir vorstellen, dass das sehr häufig der Fall ist.

Wenn also diese Yachten so viel Geld gekostet haben, warum liegen sie die meiste Zeit dann „nutzlos“ im Hafen? Warum sind die Besitzer dann nicht damit unterwegs? Klar. Die Eigentümer sind wahrscheinlich beruflich nicht nur sehr erfolgreich, sondern auch sehr beschäftigt. Das Yachtleben ist schließlich Hobby, nicht Beruf. Etwas, was man in seiner knappen Freizeit macht.

Das brachte mich zur Frage: Muss ich wirklich alles kaufen, was ich nur von Zeit zu Zeit nutzen kann oder möchte???

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„Der Nutzen (Wert) eines Gegenstandes liegt in seinem Gebrauch, nicht in seinem Besitz.“

Das heißt: Ein Gegenstand nutzt mir, wenn ich ihn nutzen kann – unabhängig davon, ob er mir gehört. Und: Wenn ich etwas, das mir gehört, nicht nutze, so nützt es mir nichts. „Nutzen“ ist ein aktives Verb.

Warum haben die Superreichen diese Yachten gekauft?

Erste mögliche Antwort: Weil sie sie sich leisten konnten. Vermutlich wurden diese Schiffe nicht mit der ersten oder auch der letzten Million finanziert. Man kauft sich eine Yacht, weil man „übriges Geld“ hat.

Zweite denkbare Antwort: Diese Yachten wurden gekauft, um anderen zu zeigen, dass man die sich leisten kann. Der Prestigekonsum, der sich aber auch bei banaleren Dingen als Yachten zeigt. Man kauft/konsumiert was Exklusives und – ganz wichtig – will dabei gesehen werden. Ist gut für’s Ego, wenn man den Konsum zur Schau stellt (z. B. auch auf Insta oder WhatsApp).

Dritte bestimmt richtige Antwort: Der Superreiche will die Yacht vorhalten, damit er sie nutzen kann, wenn er gerade will. Er will keine Yacht mieten und hoffen müssen, dass ein passendes Schiff gerade zur Verfügung steht. Er will die Yacht jederzeit nutzen können, auch wenn er sie faktisch selten nutzt. Sie soll halt jederzeit verfügbar sein. Hat was mit Lebensgefühl zu tun.

Wer aber die Yachten bei Bedarf mietet, spart viele Kosten: Die Kosten des Liegeplatzes (Porto Cervo: 2.900,00 Euro – pro Tag!), das Reinigungs- und Sicherheitspersonal, denn diese Yachten müssen täglich aufwändig gepflegt und auch nachts bewacht werden.

Für diese Yachten müssen auf Sardinien auch hohe Luxussteuern bezahlt werden (ca. 15.000 Euro pro Jahr).

Dies sind alles Fixkosten, die also auch dann anfallen, wenn die Yacht ungenutzt im Hafen liegt. Fixkosten sind „Kosten der Betriebsbereitschaft“.

Es sei den Superreichen gegönnt, schaffen und sichern sie mit ihrem Konsum (und ihren Unternehmen) ja auch Arbeitsplätze.

Und ich will nicht bevormunden. Diese Frage: „Muss ich wirklich kaufen oder reicht mir die Nutzung eines Gegenstandes?“ stellt sich immer: Soll ich eine Wohnung oder ein Haus kaufen oder eher mieten? Das Auto kaufen oder leasen? Muss ich mir das Buch ausleihen oder lieber kaufen? Muss ich ein Brautkleid kaufen, das nach der Hochzeit jahrzehntelang nur im Schrank hängt?

Ganz klar: manchmal kauft man Dinge als Investition, hofft bei Häusern, Grundstücken oder Gemälden auf ordentliche Wertsteigerungen. Und das machen nicht nur die Superreichen, sondern auch die „Kleinaktionäre“.