Mitfahrbänkchen sollen es Menschen ermöglichen, eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Klingt doch nach einer tollen Idee, oder? Im Jahr 2021 haben sechs Gemeinden der ILE Passauer Oberland insgesamt 24 solcher „Mitfahrbankerl“ aufgestellt. Die Gesamtkosten dafür ließen sich nicht recherchieren. Gemeinden wurden aber wohl mit 10.000 Euro bezuschusst. Ein Fotowettbewerb („Senden Sie uns ein Foto Ihrer ersten Fahrt.“) sollte zusätzlich Aufmerksamkeit und Akzeptenz fördern.
Im September 2023 zog die „Passauer Neue Presse“ dann eine „gemischte Bilanz„, was für mich eine sehr wohlwollende Formulierung ist. Der Fotowettbewerb dürfte wohl mangels Einsendungen eine IDEE geblieben sein.
Also: Mitfahrbänkchen funktionieren in der Praxis oft nicht so gut. Warum das so ist und welche Probleme für Fahrgäste und Autofahrer entstehen, erfahrt ihr jetzt!
Doch, warte: eine Erfolgsgeschichte habe ich gefunden!
Die Idee hinter den Mitfahrbänkchen
Mitfahrbänkchen sind Sitzgelegenheiten am Straßenrand, die speziell dafür gedacht sind, dass Menschen hier auf eine Mitfahrgelegenheit warten können. Das Ziel ist es, spontane Fahrgemeinschaften zu bilden und so den Verkehr zu entlasten und die Umwelt zu schonen.
Warum funktioneren diese Mitfahrbänkchen nicht?
Das liegt an Problemen für Fahrgäste und auch für Autofahrer.
Probleme für Fahrgäste
Unsicherheit und Vertrauen
Für viele potenzielle Mitfahrer ist die größte Hürde das fehlende Vertrauen. Es gibt oft Unsicherheit darüber, wer der Fahrer ist und ob es sicher ist, mitzufahren. Diese Bedenken halten viele davon ab, die Mitfahrbänkchen zu nutzen. Klar, wenn ein Autofahrer hält, mir die Mitfahrt anbietet, kann ich immer noch ablehnen. Aber das kann Überwindung kosten.
Unzuverlässigkeit
Es gibt keine Garantie, dass innerhalb kurzer Zeit jemand anhält, um eine Mitfahrgelegenheit anzubieten. Das bedeutet, dass Fahrgäste oft lange warten müssen, ohne zu wissen, ob und wann sie abgeholt werden. Also scheidet die Nutzung des Mitfahrbänkchens aus, wenn ich z. B. in einer halben Stunde einen festen Arzttermin wahrnehmen muss oder pünktlich um 13 Uhr an der Uni sein muss.
Probleme für Autofahrer
Sicherheitsbedenken
Auch für Autofahrer stellt die Mitnahme von Fremden ein Sicherheitsrisiko dar. Viele haben Bedenken, unbekannte Personen in ihr Auto zu lassen, aus Angst vor potenziellen Gefahren.
Fehlende Information
Autofahrer wissen oft nicht, ob jemand auf dem Bänkchen eine Mitfahrgelegenheit sucht oder einfach nur eine Pause macht. Ohne eine klare Kennzeichnung, dass jemand mitgenommen werden möchte, fahren viele einfach vorbei. Hier ist das anders: Hier kann der Fahrgast angeben, in welche Richtung er möchte.
Versicherungsfragen
Es gibt auch rechtliche Unsicherheiten. Was passiert im Falle eines Unfalls? Sind Mitfahrer über die Versicherung des Fahrers abgedeckt? Diese Fragen halten viele davon ab, Mitfahrbänkchen zu nutzen.
Fazit
Obwohl die Idee der Mitfahrbänkchen ökologisch und sozial sinnvoll klingt, gibt es in der Praxis viele Hindernisse. Sicherheitsbedenken, fehlende Zuverlässigkeit und rechtliche Unsicherheiten sind nur einige der Gründe, warum dieses Konzept in vielen Regionen nicht so gut funktioniert. Vielleicht können diese Probleme in Zukunft mit besseren Lösungen und mehr Vertrauen überwunden werden.
Aber wie? Welche Lösungen könnte es geben?
Verbesserte Kommunikation und Kennzeichnung
Digitale Anbindung: Eine App oder Website könnte entwickelt werden, die Fahrgäste und Fahrer miteinander verknüpft. Nutzer könnten angeben, wann und wohin sie fahren möchten, und Fahrer könnten sehen, wer an einem Mitfahrbänkchen wartet. Das ist für mich der wichtige Punkt!
Bei Mitfahrgelegenheiten handelt es sich um einen Markt. Es gibt Nachfrager (die Fahrgäste) und Anbieter. Aber der Markt ist bei den Mitfahrbänkchen nicht organisiert. Jeder „normale“ Markt ist organisiert: es gibt feste Marktzeiten und einen Marktplatz, also einen Treffpunkt. Das kennen Sie vom Wochenmarkt, der immer Samstags von 7 bis 12 Uhr vor dem Rathaus stattfindet. Oder von den Supermärkten, die zwischen 6 Uhr 20 Uhr geöffnet haben.
Hier bei den Mitfahrbänkchen gibt es nur der Ort, aber keine Zeit: man weiß nicht, wann ein mitnahmebereiter Autofahrer vorbei kommt und der Autofahrer weiß nicht, wann er einen Fahrgast mitnehmen könnte.
Es reicht nicht aus, einfach ne Bank hinzustellen und zu hoffen, dass dann ein Markt entsteht.
Erhöhung der Sicherheit
Registrierung und Bewertungssystem: Eine Plattform, auf der sich Fahrer und Fahrgäste registrieren müssen, könnte helfen, die Sicherheit zu erhöhen. Durch Bewertungen und Feedback können beide Seiten Vertrauen aufbauen.
Rechtliche Klarheit: Klare Regelungen und Informationen für Fahrer und Mitfahrer könnten helfen, rechtliche Unsicherheiten zu beseitigen. Dazu gehören Informationen darüber, wer im Falle eines Unfalls haftet und welche Rechte und Pflichten beide Seiten haben.
Förderung und Aufklärung
Informationskampagnen: Aufklärungsarbeit durch die Stadt oder Gemeinde könnte dazu beitragen, Vertrauen aufzubauen und die Bevölkerung über die Nutzung von Mitfahrbänkchen zu informieren. Dazu gehören Sicherheitstipps, Verhaltensregeln und der Nutzen von Fahrgemeinschaften.
Anreize schaffen
Anreize wie kostenlose Parkplätze oder Tankgutscheine für registrierte Fahrer könnten die Beteiligung erhöhen. Auch Fahrgemeinschaftsspuren (Carpool Lanes) auf stark befahrenen Strecken könnten ein Anreiz sein.
Verbesserte Infrastruktur
Standorte optimieren: Die Bänkchen sollten an strategisch günstigen Orten platziert werden, z.B. in der Nähe von Wohngebieten, Einkaufszentren oder öffentlichen Verkehrsknotenpunkten, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass jemand mitgenommen wird.
Überdachungen und Beleuchtung: Witterungsschutz und eine gute Beleuchtung könnten die Attraktivität der Mitfahrbänkchen erhöhen und das Sicherheitsgefühl verbessern, besonders in den Abendstunden.
Kulturelle Veränderung
Förderung von Gemeinschaftssinn: Es ist wichtig, eine Kultur des Vertrauens und der Gemeinschaft zu fördern. Das könnte durch lokale Veranstaltungen, die das Thema Fahrgemeinschaften thematisieren, und durch die Einbindung von Community-Gruppen geschehen.
Durch die Kombination dieser Maßnahmen kann das Konzept der Mitfahrbänkchen attraktiver und sicherer gestaltet werden, sowohl für Fahrgäste als auch für Autofahrer. Ziel ist es, Fahrgemeinschaften zu fördern und so den Individualverkehr zu reduzieren, was sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile mit sich bringt.